von BK-Thorsten | 24.03.2010 | eingestellt unter: Reviews, Warmachine / Hordes

Review: Warmachine Prime MkII

Privateer Press hat seine Warmachine-Regeln in die zweite Runde geschickt und mit einem neuen Grundregelwerk ausgestattet: Warmachine Prime MkII.

Erstkontakt

Das der Review zugrunde liegen Exemplar ist das deutsche Hardcover, welches satte 256 Seiten in Vollfarbe bietet. Das optische Design der Seiten ist schick und lädt zum lesen ein, während immer wieder Artworks und Fotos von Miniaturen die Textmenge in grundsätzlich zweispaltigem Layout auflockern. Leider finden sich in dem Buch nur sehr wenige ganzseitige Artworks und auch diese nur unter den enthaltenen Einheitenprofilen.

Warmachine Prime MkII ist zwar das zweite Buch, welches das neue Regelset benutzt, allerdings führt es ein neues Grunddesign ein, was gerade für die Besitzer von „Forces of Warmachine – Vergeltung von Scyrah“ ein wenig Schade ist, da dieses Fraktionsbuch somit aus der Reihe tanzt.

 

Hinein ins Geschehen

Nach einem kurzen Inhaltsverzeichnis, dem Vorwort und der traditionellen Seite 5 geht es ebenso traditionell mit einer Kurzgeschichte weiter, welche den Leser direkt ins Geschehen wirft. Es handelt sich gegenüber dem „alten“ Grundregelwerk um eine neue Geschichte, welche den Angriff einer Cygnar-Truppe unter Allister Caine auf eine Förderanlage des Protektorats von  Menoth beschreibt.

Der darauf folgende Hintergrund über die Eisernen Königreiche und ihre Geschichte hingegen scheint derselbe wie in Warmachine Prime Remix zu sein, inklusive der Bilder.

  

Die Regeln des Krieges

Es folgt der Regelteil und dieser hält gerade für Veteranen einige neue Dinge bereit. Eine Besonderheit ist das neue Punktesystem. Warmachine MkII benutzt deutlich niedrigere Punktzahlen um seinen Modellen einen Wert zuzuschreiben. Startspiele, welche lediglich einen Warcaster mit einigen Warjacks beinhalten bewegen sich im Bereich von 15 Punkten. Zusätzlich zu den Punktkosten ist der Spieler noch in einem anderen Bereich limitiert: in der maximalen Anzahl der Warcaster in der Truppe. Warcaster selbst kosten übrigens keine Punkte, vielmehr bringen sie „Warjack-Punkte“ mit, also zusätzliche Punkte, die nur für Warjacks welche zur Kampfgruppe des Warcasters selbst gehören ausgegeben werden dürfen.

Unter die Liste der Neuerungen fallen die Vorteile. Vorteile kann man sich am besten als allgemeine Sonderregeln vorstellen, welche außerhalb des Regelwerks allerdings lediglich durch ein einfaches Symbol in Erscheinung treten. Dies bringt einige Vorteile mit sich, da nun für alle Modelle, welche eine oder mehrere dieser Vorteile besitzen dieselben Regeln in derselben Form gelten und im Bedarfsfall auch an einer einzigen, zentralen Stelle angepasst werden können. Das man Symbole benutzt hat ist Freud und Leid gleichermaßen. Zwar sind die Symbole zum Großteil recht eindeutig zuordenbar, aber gerade die wenigen, die es nicht sind werden wohl noch eine Weile ein Grund zum nachblättern bleiben. Weiterhin ist es ein wenig unverständlich, dass bei bestimmten Modelltypen darauf verzichtet wurde allgemein gültige Vorteile auf die Karten zu drucken oder in den Profilen anzugeben. So ist z.B. jeder Warcaster Furchtlos, auch wenn dies auf keiner einzigen Karte vermerkt ist. Hier wäre es gerade für Neueinsteiger besser gewesen diese Symbole auch in die entsprechenden Profile aufzunehmen zumal die Symbole sehr wenig Platz belegen. Vorteile ersetzen die Sonderregeln übrigens nicht, sondern ergänzen diese eher.

Eine weitere wichtige Änderung ist, dass die oft als „Zylindersystem“ bekannte Methode zur Ermittlung von Sichtlinien in Warmachine Einzug erhalten hat. Unabhängig von der Pose des Modells wird anhand die Größe der Basis und einer festgeschriebenen Höhe das „Volumen“, welches das Modell einnimmt bestimmt. Zur Erleichterung des Bestimmens der Größe ist im neuen Schablonen-Set ein entsprechendes Hilfsmittel enthalten.

Es gibt natürlich noch einige weitere Änderungen gegenüber der Vorgängerversion, aber diese bewegen sich eher im kleineren Bereich.

Alle Regeln sind recht gut und eindeutig geschrieben und werden mit vielen Schaubildern und Beispielen erläutert. Sehr praktisch: wenn ein Vorteil oder eine Eigenschaft im Text Erwähnung findet, die in den Profilen als ein Symbol dargestellt wird, so ist dieses Symbol ebenfalls abgedruckt, sei es nun in einer Überschrift oder im Textfluss. Dennoch sind einige Regeltexte recht eigenwillig verteilt und so kommt man ums gelegentliche vor- und zurückblättern nicht wirklich herum. Sechs Szenarien von Durchbruch bis Gebietskontrolle runden den Regelteil ab. Hier hat man den Fokus auf spannende Variationen gelegt, die mit wenigen Zusatzregeln auskommen.

  

Truppeninspektion

Nun folgt die Vorstellung der spielbaren Fraktionen mitsamt einem kurzem Hintergrund und einiger Spielprofile. Was an dieser Stelle auffällt: Wo ist die Vergeltung von Scyrah? In der einleitenden Kurzbeschreibung fällt die Vergeltung schon unter die Überschrift „Andere Nationen der Eisernen Königreiche“ und auch ansonsten sind weder Hintergrund noch Profile dieser Fraktion enthalten. Es bedarf schon einer gewissen Menge an Fantasie um anhand der Informationen im Prime MkII darauf zu schließen, dass es sich dabei tatsächlich um eine spielbare Fraktion handelt.

Die Söldner kommen nicht wirklich besser weg. Es finden sich dieselben vier Profile (Greygore Boomhowler & Co, Herne & Jonne, Eiryss und Reinholdt) wie in der Vorgängerversion wieder und ein kleiner Hinweis zu Beginn des Regelwerks, dass Söldner auch als eigene Armee spielbar sind, sofern man das (noch nicht erschienene) „Forces of Warmachine: Söldner“ besitzt.

Da wäre auf jeden Fall mehr gegangen, zumindest einer der Söldnerverträge und einige Profile der Vergeltung von Scyrah hätte man irgendwie schon erwartet, zumal letztere bei ihrem Erscheinen bereits mit MkII-Regeln ausgestattet waren.

Die vier Hauptfraktionen sind dafür um so besser weg gekommen: Satte sieben Seiten wurden jeder Fraktion an Hintergrund gewidmet, danach folgen Profile und Hintergrund zu je 3 Warcastern, einigen Warjacks, Einheiten und Solos. Aufgrund der Machart ist zu erwarten, dass zumindest die Profilseiten 1:1 in den Fraktionsbüchern auftauchen werden.

Was nun folgt, lässt sich am besten als eine Bilderflut bezeichnen. Photos der Studiominiaturen sowie umfangreiche Dioramen laden zum Verweilen ein.

 

Fleißige Handwerker

Im Anschluss an die vielen schönen Bilder folgt ein Kapitel, welches sich mit dem Zusammenbau und der Bemalung der Miniaturen sowie von Gelände befasst. Begonnen wird mit der Vorbereitung einer Miniatur, gefolgt von einer allgemein gehaltenen Schritt-für-Schritt-Anleitung, welche verschiedene Techniken erklärt. Dies dürfte gerade Neueinsteigern ins Hobby von Nutzen sein. Als nächstes zeigt das Bild Beispiele und liefert Tipps für das Umsetzen der „offiziellen“ Farbschemata. Söldner und Vergeltung fehlen allerdings auch hier.

Die Abteilung Geländebau zeigt, wie man sich einen Wald oder eine Mauer als Geländestück selber basteln kann.

Die Anleitungen sind alle gut bebildert und auf Machbarkeit ausgelegt, die Ergebnisse sind dadurch nachvollziehbar, aber deswegen nicht weniger toll anzusehen.   

  

Anhängsel

Ein sehr nützlicher Teil des Buchs findet sich in den Anhängen. Hier wird zunächst Schritt für Schritt und haarklein der Zeitablauf im Spiel behandelt, sei es bei Aktivierungen oder Angriffen. Viele Fragen im Spiel sollten sich Anhand dieser Seiten eindeutig klären lassen.

Der nächste Anhang sind die Warjack-Bande, welche gerade bei Kampagnen oder Ligen zusätzliche Würze und sogar einen kleinen Rollenspielaspekt ins Spiel bringen. Es sind Warjack-Bande für alle sechs Fraktionen enthalten.

 

Die deutsche Kriegsmaschine

Das deutsche Buch liest sich flüssig und solide. Die Übersetzung hat gegenüber dem ersten MkII-Buch deutlich zugelegt und große Fehler wie doppelte Absätze kommen nicht vor. Sicherlich gibt es hie und da einen Buchstabendreher oder der Drucker hat ein Wort verschluckt, aber das ist angesichts der Textmenge in einem Rahmen, der sich nur als „sehr gut“ Bezeichnen lässt.

Die Übersetzung von Einheitennamen und Spielbegriffen wird wohl weiterhin die Fangemeinde spalten, aber das lässt sich wohl nicht vermeiden.

 

Fazit

Das Grundregelwerk ist ein solides Buch in einer optisch sehr ansprechenden Aufmachung und mit reichhaltigem Inhalt, das sich den Stempel sehr gut durch ein paar ärgerliche Kleinigkeiten verwehrt. Wo ist die Vergeltung von Scyrah? Wieso müssen Söldnerfans mit einem PDF vorlieb nehmen bis Forces of Warmachine: Söldner erscheint?

Das sind Entscheidungen die von Privateer Press getroffen wurden und für den Endkunden nur schwer verständlich erscheinen.

Die deutsche Übersetzung ist sehr gut, einige der gewählten Begriffe jedoch etwas eigenwillig. Als konkretes Beispiel sei hier eine Situation aus einem Testspiel genannt, bei der es einigem herumsuchen bedurfte, weil die Regelkundigen ihre Sachkenntnis aus dem englischen Regelwerk bezogen. Die Übersetzung von „Front Arc“ mit „Sichtbereich“ ist dann doch etwas ungewöhnlich. Derlei Konfusion sollte sich aber nach einigen Spielen in Rauch auflösen.

In Deutschland werden die Privateer Press Produkte über Ulisses Spiele vertrieben und sind unter anderem bei unserem Partner Planet Fantasy und TinBitz erhältlich.

Link: Privateer Press
Link: Ulisses Spiele

BK-Thorsten

Brückenkopf-Online Redakteur und Tabletop Insider stv. Chefredakteur. Spielt Infinity, SAGA, Freebooter's Fate, Kings of War, Warhammer 40k, Warzone Resurrection, Dropzone Commander, Deadzone, Dreadball, X-Wing, Konflikt '47, Bolt Action, Dead Man's Hand, Dracula's America, Beyond the Gates of Antares, Dropfleet Commander, Frostgrave, Collision, Bushido, Shadespire, Aristeia! und Warpath.

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Kommentare

  • Das weder Retribution noch Söldner in Umfangreichem Maße vorhanden sind, liegt halt daran, das man im Prime MKII einfach alle Einheiten aufführte, welche es schon im Prime (Remix) gab. Die neuen Heavies der Fraktionen sind nunmal deshalb drin, da diese ja eh durch die Plastik-Bausätze bereits released sind.

    Ich hatte mich auch erst gewundert, und denke, das man Söldnerverträge sowie einen entsprechenden Scyrah Teil hätte einbauen können/sollen, mich persönlich stört es jedoch nicht besonders.

    • Naja, wenn man sich das mal so anschaut, dann geht man bei Privateer Press wohl davon aus, dass Neueinsteiger mit Prime MkII anfangen. Gerade die Bemalsachen richten sich schon eher an Anfänger und wie schon geschrieben fällt die Vorstellung der enthaltenen Fraktionen mehr als üppig aus.
      Somit wirkt das Buch eher so, als wolle es neben Regeln zu vermitteln auch einen Überblick über das Spiel, seinen Hintergrund und die spielbaren Fraktionen geben. Und genau dann fällt das fehlen solcher Sachen unangenehm auf. 😉

  • Anmerken sollte man aber auch das die Spiele tendenziell nun mit mehr Miniaturen ausgefochten werden als mit MK I und der restliche „Skirmish“Charakter wohl gänzlich verloren gegangen ist. Auch wurden einige „Fluff“regeln „gestreamlined“ oder anders gesagt sie gingen verloren um auch mit mehr Miniaturen ein flüssigeres Spiel zu erlauben.

    • Das ist wohl ansichtssache. Prinzipiell ist das natürlich möglich, ja, allerdings befinden sich nun doch mehr (schwere) Warjacks auf der Platte, als noch bei MK1.

    • Hmm. Ist mir so jetzt noch nicht aufgefallen. Aber die Warjack-Punkte laden schon dazu ein, mehr vond en „dicken Brummern“ aufzustellen, da gebe ich Weegel recht.
      Ich habe mir aber bei Warmachine schon immer mit der Bezeichnung „Skirmish“ schwer getan. Sobald Trupps im Spiel sind, die in irgendeiner Form als einzelnes Element agieren ist es aus meiner Sicht kein Skirmish mehr. Ich habe noch keinen Begriff dafür gefunden und dem Unwort „Mass-Skirmish“ verweigere ich mich hartnäckig. 🙂
      Dennoch: das Spiel macht Spass und solange da ein Gleichgewicht innerhalb der Typen herrscht ists ok.

  • Die Berichterstattung ist irgendwie negativ gegenüber diesem grandiosen Produkt eingestellt. Wenn dieses vollfarbige 256 Seiten Regelbuch mit sauber formulierten Regeln und Starteinheiten der Prime Fraktionen ein „gut“ bekommt, was gebt Ihr dann dem WH40k 5. Ed. Regelbuch? Ausreichend?

    Im Bereich Tabletop ist dieses Produkt das beste, was ich bisher gesehen habe.

    • Negativ? Bei einem Produkt, dass knapp an der Bestnote vorbeischrammt von negativer Berichterstattung zu sprechen finde ich schon etwas spaßig… Vor allem weil die Gründe klar genannt wurden. Wem die genannten Gründe egal sind, der kann problemlos auf die Bestnote „Sehr gut“ aufrunden, denn das Buch ist wirklich gut (was Anda im übrigen ähnlich sieht).
      Allerdings ist die Begründung, dass es sich nur um eine Neuauflage handelt, imho recht schwach. Wer den halben Regelteil neu aufsetzt, der sollte auch die Chance ergreifen, die neuste Fraktion mit ein paar Seiten abzuhandeln, denn dann wäre Prime MK II echt ein rundum perfektes Buch geworden.

    • Die Berichterstattung ist objektiv und zeigt Mängel auf, wo sie sind und lobt dort, wos angebracht ist. Die Basis einer solchen Objektivität ist neutral und eben nicht „grandios“ oder „bestes wo gibt“. Es wurde bewußt auf Vergleiche mit anderen Herstellern verzichtet.
      Meiner persönlichen Meinung nach ist das Buch ein gutes Buch, das, und das habe ich auch so geschrieben, knapp an einem sehr gut vorbeigeschrammt ist. Wenn ich Vergleiche mit anderen Hertsellern ziehen und eine Aussage darüber treffen müsste, welches Buch das beste ist (was ich nicht gerne tue), würde es nicht dieses Buch sein, auch wenn mir die Wahl schwerfallen würde, aber gerade im Punkt Preis/Leistung und Vollständikeit liegt das Infinity-Grundregelwerk einfach noch eine Ecke weiter vorne. Und das erwähnte W40K-Regelwerk halte ich keinesfalls für ein schlechtes Buch. Die Regeln sind mit am sinnvollsten angeordnet, der Hintergrund ist reichhaltig, das Preis/Leistungsverhältnis allerdings für den Orkus, zumal man nur mit dem Grundregelwerk trotz einer Profilübersicht nicht spielen kann. Schwankt irgendwo an der Schwelle zum gut.

  • Danke für das REview. Das auf die Erneuerungen eingegangen wird, ist verständlich, dennoch vermisse ich (als 40Kler) ein wenig die Vorstellung des eigentlichen Regeln. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass ich durch dieses REview wirklich Interesse an dem Spiel bekommen habe.

    • Naja, es handelt sich, wie auch schon oben steht, um eine Review des Buchs mit der neuen Version der Regeln. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn von Warhammer 40K die nächste Edition vorgestellt wird, dann wird ja auch nicht das Spiel erklärt sondern die Änderungen gegenüber der Vorversion. Ich weiß gerade nicht, wie alt die Warmachine-Regeln sind, aber ich denke 4 Jahre ist eine gute Schätzung, eher mehr.
      Eine Review des Spiels wäre da schon wieder was anderes.

  • Ein feines Review habt ihr da geschrieben, allerdings gehöre ich zu den Personen, welche einen Scyrah Teil nicht unbedingt vermisst. Klar für Neulinge hätte da sicher mehr drin sein müssen, es ist also Ansichtssache.
    Ich habe mir das dt. Buch gekauft und finde es sehr gut, Übersetzung, Layout, Vollfarbig etc. das Infinity Regelwerk habe ich mir noch nicht angesehen, eventuell wäre eine Review dazu auch angebracht ;)!?

    @ Dom

    Ich weiß nicht ob man hier Fremdlinks posten darf, aber ich tue es einfach mal. Es gibt seit kurzem einen Warmachine Einsteigerguide, aktualisiert für MKII, vielleicht ist es ja das was du gesucht hast?

    WM Einsteigerguide

    Grüße und weiter so @ das Brückenkopfteam!

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