von BK-Thorsten | 12.05.2010 | eingestellt unter: Reviews, Warmachine / Hordes

Review: Forces of Warmachine: Khador

Das dritte Fraktionsbuch aus der “Forces of Warmachine”-Reihe führt in den verschneiten Norden und behandelt die unnachgiebigen Truppen von Khador.

Ersteindruck

Forces of Warmachine – Khador reiht sich vom optischen Design her schön neben dem Grundregelwerk und dem Forces of Warmachine – Cygnar ein. Auf 144 vollfarbigen Seiten verspricht der Klappentext dem Leser vollständige Fraktionsregeln und Spielwerte aller aktuell verfügbaren sowie neuer Modelle, einen detaillierten Blick in die Geschichte und den Aufbau des khadoranischen Militärs, sowie Themenarmeen und Hobby- und Bemalanleitungen.

Der dieser Review zugrunde liegende Hardcover-Band zeigt sich von der Verarbeitung her in der gewohnt guten Qualität und ein kurzes durchblättern fördert neben dem zweispaltig gehaltenen Text erneut sehr schöne Artworks zutage. Fotos der eigentlichen Miniaturen finden sich in dem eigens dafür angelegten Galerie-Teil sowie natürlich in den Bemalanleitungen.

Geschichten

Auch dieses Buch startet mitten im Geschehen. Eine Kurzgeschichte deren Hauptfiguren der neu hinzugekommene Kommandeur Strakhov und der bereits bekannte Karchev sind macht den Anfang. Ein khadoranischer Gegenschlag mit dem taktischen Ziel einer Entführung gegen Cygnar entwickelt sich zu etwas weitaus schrecklicherem als Strakhov auf einige Cryx trifft und eine schauerliche Entdeckung macht.

Dann folgt eine weitere Kurzgeschichte über einen gefangenen Prinzen Vladimir, welcher von seinen menithischen Wächtern gefoltert wird und die gelegentlichen Pausen dazu nutzt die Wachen gegen sich aufzubringen in der Hoffnung, dass seine „Stärke der Könige“ ihm durch die erduldeten Misshandlungen die notwendige Kraft verleiht diesem Gefängnis zu entfliehen, während sein persönlicher Warjack Drago in einiger Entfernung immer mehr zu toben beginnt.

Bei der zweiten Geschichte fragt man sich berechtigterweise, ob man so etwas wirklich in diesem Buch braucht. Sicherlich, Tabletops sind Kriegsspiele und auch in der ersten Geschichte springen die Akteure alles andere als zimperlich mit ihren Gegnern um. Aber diese zweite Geschichte behandelt wirklich lediglich diesen Zeitraum der Gefangenschaft, denn sie endet nicht etwa in einer grandiosen Flucht durch die Festung sondern vielmehr kurz vor eben jener grandiosen Flucht. Hinterlässt auch das Thema der zweiten Geschichte beim ein oder anderen Leser einen negativen Beigeschmack, so zeigt sich der Schreibstil doch in gewohnt guter Qualität.

Das nächste Kapitel befasst sich mit dem khadoranischen Militär, dessen Aufbau und Geschichte. Hier wird auch ins Detail gegangen und neben Artworks wird das ganze mit schicken Infoboxen aufgelockert welche z.B. Auszeichnungen und Ehrungen der khadoranischen Armee zeigen nebst einer kleinen Erläuterung dazu oder das 111. Infanterie Bataillon „Die unerschütterliche 111.“ näher beleuchten.

Leider endet an dieser Stelle bereits der eigentliche Hintergrund-Teil. Wie auch bei Forces of Warmachine – Cygnar bleibt der allgemeine Hintergrund über Khador als Kaiserreich auf die Informationen aus anderen Quellen wie z.B. das Grundregelwerk beschränkt.

Armeen

Auf stolze 12 mögliche Themenarmeen bringt es das Buch, wobei die meisten zu erfüllenden Vorraussetzungen dem Schema „Einheit y muss x-mal vorhanden sein“ folgen. Dennoch ergibt sich aus den Vorteilen und der Kombination aus erlaubten und verbotenen Einheiten ein gut zu den jeweils einzelnen Warcaster passendes Armeebild.

 

Warcaster, Warjacks, Truppen

Wie auch bei Forces of Warmachine – Cygnar ist das Kapitel mit den Spielprofilen in Warcaster, Warjacks und Truppen aufgeteilt, wobei letztere Einheiten und Solos beinhalten. Wie gewohnt starten die Warcaster, denen man jeweils zwei Seiten gewidmet hat, diesen Bereich, gefolgt von den Warjacks während die Truppen den Abschluss bilden. Natürlich gibt es zu jedem Profil neben etwas Hintergrund und einigen Tipps wieder ein toll gezeichnetes Artwork und auch in diesem Buch präsentiert uns Privateer Press eine Explosionszeichnung eines Warjacks, dieses mal ein Verwüster.

Die Sortierung der Profile ist sinnvoll gewählt, epische Versionen der Warcaster folgen unmittelbar auf die „normalen“ Profile, Einheitenangliederungen direkt auf die entsprechende Einheit. Einzig über die Sortierung der Warcaster nach Nachnamen kann man geteilter Meinung sein. Khadorspieler kennen sicherlich Vladimir oder Sorscha, aber eher die wenigstens wissen, dass Orsus, der Schlächter von Khardov mit Nachnamen Zoktavir heißt und deshalb unter dem Buchstaben Z geführt wird und so im Warcaster-Bereich das Schlusslicht bildet. Profile, die bereits im neuen Grundregelwerk enthalten sind wurden wie bei Cygnar 1:1 übernommen.

Auch mit den neuen Einheiten hat sich der Spielstil Khadors nicht geändert. Bis auf den Schrottjack der alten Hexe verfügt Khador ausschließlich über Schwere Warjacks mit einer stahlharten Panzerung und vielen Lebenspunkten. Die Stärke liegt nach wie vor im offensiven Nahkampf dem während des Ansturms ein Hagel aus Kurzreichweitenbeschuss voraus geht.

 

Bemalung

Hier beschränkt man sich, wie zu erwarten war auf Khador-typische Malthemen, allerdings nicht ohne ein gewisses Gespür für die allgemeine Problematik. So wurde dem als Problemfarbe verschrienen Rot eine ganze Doppelseite mit extragroßen Bildern der Zwischenschritte gewidmet. Leider fehlen Tipps zum bemalen von Schnee- und Eiseffekten, die man vielleicht angesichts der Thematik erhofft hätte.

Die Bemalanleitungen basieren auf der P3-Farbpalette, sollten aber auch mit Farben anderer Hersteller zu folgen sein. Entweder mithilfe von Farbvergleichstabellen, die man im Internet finden kann oder aber rein anhand des Buches, da hier nicht nur die Farbtöne mit kleinen Farbkästchen abgebildet sind, sondern auch ein hilfreicher Balken mit dem Farbverlauf. Letzterer ist eine gute Hilfestellung, da einige Malprojekte genau deshalb nicht so werden wie man es gerne hätte weil die Schatten oder Highlights zu stark oder zu schwach ausgebildet sind.

 

Galerie

Volle 16 Seiten mit bemalten Miniaturen gibt es hier zu bestaunen. Neben dem aktuellen Sortiment finden sich auch klassische Varianten sowie die Extreme-Versionen der Einheiten. Die alten Metallversionen der mittlerweile durch den Multipart-Plastikbausatz ersetzten Warjacks sind ebenfalls enthalten und erlauben so einen mehr oder weniger direkten Vergleich.

Zusätzlich zu den Schaukastenbildern einzelner Figuren vor weißem Hintergrund finden sich einige Bilder mit mehreren Einheiten auf schickem Gelände, die das ganze ein wenig auflockern. 

 

Fazit

Forces of Warmachine – Khador ist ein wenig wie “Versuchen Sie rot, es ist das neue blau”. Aufbau, Thematik… all das entspricht Forces of Warmachine – Cygnar. Das an sich ist eigentlich kein Nachteil, denn so wird eine einheitliche Linie gefahren und man findet sich auch schnell im Buch einer anderen Fraktion zurecht.

Die Inhalte sind von sehr guter Qualität, lediglich die zweite Kurzgeschichte gibt gegenüber Forces of Warmachine – Cygnar einen kleinen Abzug in der B-Note. Die Seiten hätte man getrost besser investieren können, zumal der dargestellten Szene irgendwie schon der Bezug zum Tabletop-Spiel fehlt. Die deutsche Übersetzung hält das hohe Niveau, welches nach Forces of Warmachine – Vergeltung von Scyrah erreicht wurde, durchweg bei. 

Irgendwie sollte man den Fraktionsbüchern zwei Wertungen verteilen, denn das, was sie beinhalten machen sie nach bestem Wissen und Gewissen richtig. Kleinigkeiten wie eine nicht ganz passende Kurzgeschichte oder eine „fehlende“ Malanleitung zu Eis- und Schneeflächen sind, nun ja, Kleinigkeiten die man zwar zur Kenntnis nehmen kann, die aber das Gesamtbild wenig bis gar nicht beeinflussen.

Andererseits gibt es da aber auch die Dinge die fehlen, wenn man das Wort Fraktionsbuch oder besser noch, Armeebuch hört. Der Hintergrundteil, den man erwartet, ist einfach umfassender und beschränkt sich eben nicht nur auf das Militär und die Einheiten der Fraktion bzw. des Volkes. Diese Informationen sind zwar vorhanden, leider aber an anderer Stelle.

Nun ist das Leben kein Wunschkonzert und so bleibt dem Kunden nur übrig sich der eigenwilligen Verteilung von Hintergrundinformationen seitens Privateer Press zu fügen und Forces of Warmachine – Khador und seine Vorgänger, so wie sie sind, als sehr gute Bücher zu genießen.

Ob einem dieser Genuss allerdings, wie auch schon bei den anderen MkII-Büchern, 39,99 Euro wert ist muss jeder für sich selbst entscheiden.

In Deutschland werden die Privateer Press Produkte über Ulisses Spiele vertrieben und sind unter anderem bei unserem Partner Planet Fantasy, Fantasy In und TinBitz erhältlich.

Link: Privateer Press
Link: Ulisses Spiele

BK-Thorsten

Brückenkopf-Online Redakteur und Tabletop Insider stv. Chefredakteur. Spielt Infinity, SAGA, Freebooter's Fate, Kings of War, Warhammer 40k, Warzone Resurrection, Dropzone Commander, Deadzone, Dreadball, X-Wing, Konflikt '47, Bolt Action, Dead Man's Hand, Dracula's America, Beyond the Gates of Antares, Dropfleet Commander, Frostgrave, Collision, Bushido, Shadespire, Aristeia! und Warpath.

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Kommentare

  • Ich habe das englische Original und finde, dass die Kurzgeschichten gut zur Khador passen. Aber das ist eine Frage des Geschmacks.
    Die Malanleitungen beschäftigen sich eben mit den Einheiten und deren Effekte und nicht mit der Basegestaltung. Dafür wäre der Platz im Buch zu schade.
    Auch erwarte ich von einem „Streitmacht“-Buch keine großen Informationen über das gesellschaftliche Sozielgefüge dieses Volkes, sondern eben einen guten Einblick ins Militär und in die Einheiten selbst. Alles andere ist überflüssig und kann in Bücher wie z.B in Iron Kingdoms nachgelesen werden, wo andere Facetten der jeweiligen Völker ausführlich beschrieben werden. Ich wäre sogar eher enttäuscht gewesen, hätte man den Militärteil gekürzt und dafür anderes eher belangloses Zeug reingeschrieben.
    Ich finde auch den originalen Preis (in Dollar) mehr als angemessen. Zudem kann man das Buch auch als Softcover kaufen und wieder was sparen. Über den Wucher hier zu Lande brauch man gar nicht erst zu sprechen.

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