Review: Warmachine 2-Spieler Starterset
Als letzte Review in diesem Jahr präsentieren wir knapp vor Weihnachten die Warmachine 2-Spieler Starterbox.
Seit Oktober ist die deutsche Version der Box erhältlich und enthält alle Komponenten der englischen Version (also inkl. englischem Regelwerk und Einsteigerleitfäden) sowie zusätzlich die übersetzten Gegenstücke.
Als Fraktionen sind das Protektorat von Menoth und Khador enthalten, jeweils mit einem Warcaster, einer Einheit und mehreren Warjacks.
Worum geht es bei Warmachine?
Warmachine ist ein Steampunk-Skirmish, in dem sich Warcaster mit einem Gefolge aus dampfbetriebenen mechanischen Kampfmaschinen, genannt Warjacks, sowie Infanterie und Kavallerie, Gefechte in der Welt von Iron Kingdoms liefern.
Warmachine, welches kompatibel mit dem Schwestersystem Hordes ist (hier werden wilde Bestien von Warlocks in die Schlacht geschickt), ist ein aggressives und schnelles Skirmishsystem, bei dem es mächtig zur Sache geht. Dieses Image von Warmachine wird von Privateer Press immer wieder aufgegriffen und mit „Play like you got a pair“ und „Vollmetal Fantasy Miniaturenspiel“ beworben, wobei letzteres seit der Umstellung mehrerer Einheiten von Zinn auf ein resinartiges Plastik an Bedeutung verloren hat.
Was bietet die Box?
Starterboxen brillieren in der Regel mit großer Ersparnis. So auch das Warmachine Startersets, wobei das Thema Preis hier auch in den Foren stark diskutiert wird. Zum einen sind 99 EUR eine ziemliche Ansage, vor allem in Anbetracht der Konkurrenz von Games Workshop, die für 78 EUR bei Black Reach und der Blutinsel unzählige Plastikminiaturen bieten. Aber auch Mantic mischen mit Fate of the Forge Star und Mhorgoth Rising für je 65 EUR mächtig mit. Kann da ein Skirmishers mit höherem Preis und weniger Inhalt konkurrieren?
Die Box bringt es auf einen reinen Miniaturenwert von beeindruckenden 235,91 EUR (123,95 für Menoth und 111,96 EUR für Khador), wobei man hier noch betrachten muss dass sich bei Khador 17 EUR durch die Battlebox sparen ließen (ähnlich bei Menoth). Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass gerade die beiden 5er Trupps den Preis stark in die Höhe treiben und 40 bzw. 45 EUR für 5 Miniaturen aus Resinplastik alles andere als günstig sind. Ebenso ist der Vergleich der Starterbox-Warjacks mit denen der Einzelboxen nicht ganz fair, da man für die Starterbox (und Battlegroups) die zusätzlichen Waffenoptionen entfernt hat.
Protektorat von Menoth
Hoher Exemplar Kreoss 6,99 EUR (Zinnvariante)
Leichter Warjack Büßer 18,99 EUR
Schwerer Warjack Bezwinger 29,99 EUR
Schwerer Warjack Kreuzritter 29,99 EUR
Exemplar Einäscherer 37,99 EUR
(Die 49 EUR Battlegroup enthält neben Kreoss 2 leichte und 1 schweren Warjack)
Khador
Kommandeur Sorscha 6,99 EUR (Zinnvariante)
Schwerer Warjack Moloch 29,99 EUR
Schwerer Warjack Zerstörer 29,99 EUR
Man-o-War Schocktruppen 44,99 EUR
(Sorscha und die beiden Warjacks erhält man allerdings auch für 49 EUR in der Battlegroup).
Das Spielmaterial
Neben den Miniaturen und Würfeln liegt dem Starterset ein umfangreiches Sortiment an Büchlein und Heften bei. So finden sich zweimal das Mini-Regelwerk der Warmachine Mk2 Regeln in A5 in der Starterbox, einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch. Gleiches gilt für die Schnellstarterregeln und den Spielerleitfaden. Ebenso die Karten der einzelnen Miniaturen / Einheiten.
Das Regelwerk deckt auf 88 Seiten in Vollfarbe ausführlich und mit zahlreichen Diagrammen die Regeln ab (darunter auch Gelände und Zusatzregeln) und zusätzlich noch Szenarien, Regeln für Mehrspielerpartien und einen Anriss des Hintergrunds von Warmachine und seinen Fraktionen.
Die Schnellstarterregeln sind 4 übergroße A4 Seiten, welche kurz zusammengefasst die Regeln von Warmachine abbilden und auf ihrer Rückseite die Spielkarten der Warmachine Battlegroups abgedruckt haben. Diese Schnellstarterregeln liegen auch den Battlegroups bei oder sind bei den Einzelhändlern erhältlich. Der Spielerleitfaden ist ebenfalls auf 4 übergroßen A4-Seiten abgedruckt und stellt die Fraktionen der Box, Khador und Menoth vor, erklärt den Zusammenbau und die Bemalung der enthaltenen Miniaturen und Schablonen sowie Geländemarker zum Ausschneiden.
Obendrein liegt der Box noch eine abgespeckte A5 Variante des No Quarter Magazins (Privateer Press Hobbymagazin) bei, welche Taktiken für Orboros Warpwölfe sowie Cygnar Stormblades, einen Spielbericht zwischen Warmachine und Hordes mit Khador gegen Trolle und einen kurzen Hobbyteil mit Maltipps und Umbauten abdeckt.
Die Miniaturen.
Alle Miniaturen der Grundbox bestehen aus einem resinartigem Plastik. Es handelt sich hierbei nicht um das Hartplastik, wie man es von den Bausätzen von bspw. Games Workshop, Perry Miniatures oder Warlord Games kennt, sondern eher um das „Restic“ von Mantic Games.
Zum einen bedeutet dies, dass die Miniaturen mit Sekundenkleber geklebt werden müssen, da regulärer Plastikkleber nicht funktioniert. Zum anderen aber auch, dass die Einzelteile nicht in Gussrahmen sondern kleinen Tütchen kommen. Der Detailgrad ist hoch, wirkt aber insgesamt nicht so scharf wie bei Hartplastik. Außerdem verlaufen immer noch (wie damals schon bei der Review des Warjack Bausatzes bemängelt) Gusslinien und -grate über Details und sind teils schwierig und aufwendig zu entfernen.
Ein riesiger Vorteil, gerade bei den großen Bausätzen wie den Warjacks, ist allerdings das deutlich einfachere Kleben und Zusammenbauen der Miniaturen. Die Zinnminiaturen sind zwar schwerer und vermitteln ein sehr gutes Preis-Leistungsgefühl, mit dem Privateer Press lange Zeit intensiv geworben hat (und sich auch mal gern über die Plastikmodelle anderer Hersteller „mokiert“ hat), aber die Anzahl an abgebrochenen Teilen und das aufwendige Stiften der schweren Zinnminiaturen, ist definitiv ein Aspekt, der für die Umstellung auf den Kunststoff spricht.
Leider sind die Preise der Kunststoffboxen und -miniaturen in Europa / Deutschland recht hoch, da diese anders als die Zinnminiaturen (welche in einer 2. Produktionsstelle in England produziert werden) von Privateer aus den Staaten importiert werden müssen.
Das Design von Warmachine ist unverkennbar und sehr mächtig. Schwere Waffen, überzeichnete Proportionen und dicke Rüstungen sind klare Markenzeichen des Systems. Aber es passt und weiß zu gefallen. Die Fraktionen haben alle ihren eigenen, individuellen Stil und sind doch als Teil des Iron Kingdoms Design zu erkennen.
Leider bietet es sich nicht an, die Box mit einer Battlegroup zu erweitern, da man dann die Charaktermodelle doppelt hätte (da es dieselben wie in der Battlegroup sind) und diese im Falle von Khador auch die gleichen Warjacks erhält – ohne zusätzliche Optionen.
Auf der Privateer Press Homepage können 360° Ansichten der Khador Warjacks Moloch und Zerstörer eingesehen werden.
Gleiches gilt für die Einheiten des Protektorat von Menoth mit ihren Kreuzritter, Bezwinger und Büsser.
Warmachine ist nach eigenen Aussagen ein 30mm Maßstab.
Fazit
Es fällt schwer ein eindeutiges Fazit zu dieser Box zu fällen. Zum einen wäre da sehr hohe Preis der deutschen Box von 99 EUR. Die US-Box kostet nur 99 USD bzw. 76 EUR, was einen Aufpreis von 23 Eur für ein zusätzliches Regelwerk, Karten usw. bedeutet – bedingt natürlich auch durch die leider unvermeidbaren Zollgebühren und Steuern.
Dann wäre da das Manko mit den – vergleichsweise – wenigen Miniaturen, die auch nur umverpackte reguläre Miniaturen ohne zusätzliche Waffenoptionen sind, sowie die Gussqualität der Kunststoffminiaturen, welche noch Luft nach oben lässt (die Zinnminiaturen überzeugen bezogen auf Gussgrate und Details ein Stück mehr). Hinzu kommen die Dopplungen der Einheitenminiaturen.
Darüber hinaus gibt es noch andere (eher unterschwellige) Schwächen, die dem Kauf der Box einen etwas faden Beigeschmack geben, wie beispielsweise die schmale Verpackung. Wer 100 Euro auf den Tresen legt, möchte danach auch wirklich etwas in der Hand haben. Wenn die Box einfach nur doppelt so hoch wäre und damit in etwa die Abmessung der quadratischen Fantasy Flight Boxen oder Streitmachtboxen hätte, wäre das Gefühl, mit dem man aus dem Laden geht, gleich viel positiver. Das mag spitzfindig klingen, ist psychologisch aber ein nicht zu vernachlässigender Faktor, der auch bei den eher schmalen Warpath-Startersets immer wieder erwähnt wurde.
Das gleiche gilt für den Lieferumfang. Für Warmachine benötigt man Marker und Schablonen, bei einer Box für 99 Euro hätte man durchaus ein paar Token, Schablonen und einen Wrackcounter oder ähnliches dazu packen können. Auch wenn die Ersparnis bei den Miniaturen durchaus beeindruckend ausfällt, fehlt der deutlichere Abstand zu den Battlegroups. Es ist schade, dass Privateer Press hier so viel Potenzial verschenkt, denn die Box ist im Grunde wirklich gut aber sie fühlt sich nicht so an.
Das klingt jetzt nach Nörgeln auf hohem Niveau, und im Grunde ist es das auch. Die 2-Spieler Starterbox ist in absolut in Ordnung und hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Für Warmachine-Interessierte, die mit Khador oder Menoth beginnen möchten, bietet die Box eine gute Ersparnis und eben auch 2 Regelwerke (wenn auch eins davon in Englisch) und bis auf die in der Rezension angesprochenen Elemente, alles um mit Warmachine zu beginnen.
In Deutschland werden die Privateer Press Produkte über Ulisses Spiele vertrieben.
Link: Privateer Press
Link: Ulisses Spiele
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