von Baphomet | 15.09.2008 | eingestellt unter: Reviews, Warhammer 40.000

Review: Warhammer 40.000 5. Edition Hard-Cover

Nachdem die Veröffentlichung des neuen Regelbuchs für die Fünfte Edition bei Warhammer 40.000 nun etwas zurückliegt und die Spieler bereits erste Erfahrungen in der neuen Spielpraxis sammeln konnten, ist es nun an der Zeit ein erstes Resümee zu ziehen und das neue Regelbuch zu bewerten.

Warhammer 40.000 5. Edition


Aufbau des Buchs

Das große Regelbuch ist ein dicker Wälzer mit etwas mehr als 300 Seiten. Davon widmen sich die ersten 100 (schwarz-weiß) den Regeln, die restlichen 200 (größtenteils farbig) führen den Leser in den Hintergrund und in das Hobby ein.

Die Regelsektion findet sich nach einer kurzen Einleitung und ist entsprechend dem Spielzugaufbau bei Warhammer 40.000 aufgebaut: erst kommen Reglements bezüglich der Bewegung (hier auch für Gelände), zweitens für das Schießen (incl. der Fernkampfwaffen) und drittens die Regeln für den Nahkampf. Anschließend folgen spezielleren Regelsektion: Moral, Charaktermodelle, Einheitentypen, Fahrzeugregeln und Allgemeine Sonderregeln Kennzeichnend für jede Sektion ist der übersichtliche Aufbau mit genügend Zwischenüberschriften und Abschnitten, so dass ein Studium der Regeln erleichtert wird und der Leser sich nicht durch seitenlange Monologe quälen muss. Zusätzlich finden sich sehr viele und übersichtliche Diagramme, die eine komplizierte Richtlinie mit einem ausgesuchten Beispiel und in unterschiedlichen Situationen erklären. Einfachere Regeln werden mit einem kurzen Beispieltext erläutert. Eine Neuerung wurde hier eingeführt und ist dem einen oder anderen Spieler bereits aus den neueren Codizes bekannt: unabhängig zum Fließtext werden öfter kleine Textfelder auf der Seite eingebaut, die eine separate Regel erklären (z.B. das „Rennen“ in der Sektion für den Gebrauch on Fernkampfwaffen). Diese kleinen Regelergänzungen sind allerdings nicht unabhängig vom Hauptthema des Kapitels, sondern passen indirekt dazu („Rennen“ wird beispielsweise in der Schussphase durchgeführt).

Der Hobbyteil des großen Regelbuchs (im „kleinen“, das in der Black Reach Box zu finden ist, fehlt dieser Teil) beginnt mit einer Einführung zu den einzelnen Fraktionen im Spiel. Jeder Fraktion sind fünf bis zehn Seiten gewidmet, die einen kurzen Abriss über den Hintergrund geben und die Modellpalette vorstellen. Zusätzlich finden sich viele wunderschöne und vor allem neue Illustrationen, die durch die hervorragende Druckqualität hervorstechen.

Nach der Vorstellung der einzelnen Völker und Armeen, wird dem Leser das Hobby als solches näher gebracht: er bekommt grundlegende Tipps zur Bemalung, zum Sammeln und zum Organisieren einer Schlacht, bzw. Kampagne. Auch hier finden sich viele Illustrationen und Bilder, die den Text verdeutlichen.

Die letzten zehn Seiten sind angefüllt mit übersichtlichen Referenztabellen und einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, die es zu beachten gilt. Schließlich findet sich auf den letzten zwei Seiten ein Schlagwortverzeichnis, das zusammen mit der übersichtlichen Gliederung auf den ersten Seiten des Regelbuchs, ein schnelles Nachschlagen von Regeln ermöglicht.


Neue Regeln

Im Gegensatz zur vierten Edition haben sich in der neuen fünften Edition einige Regelsektionen grundlegend verändert. Die wichtigsten Änderungen finden sich in der Sektion für Beschuss, in der für Fahrzeuge und in den Szenarioregeln.

Das Reglement für den Einsatz von Fernkampfwaffen war früher recht einfach: hinter Deckung kann man das Ziel nicht sehen, die Deckung und das was man dahinter verstecken konnte, war klar definiert. Beschuss konnte nur auf das abgegeben werden, was man regeltechnisch sehen konnte. In der fünften Edition wurde dieses grundlegend geändert: nun geht es darum, ob man das Ziel in real sehen kann. Es ist jetzt entscheidend, ob der einzelne Schütze eine direkte Sichtlinie zum Ziel ziehen kann, oder nicht. Deckung bekommt das Opfer nur, wenn es wirklich hinter einem Baum oder ähnlichem steht und nur teilweise gesehen werden kann. Auch Infanterie die vor einem Ziel steht, gibt diesem nun ggf. Deckung. Es hört sich zwar recht kompliziert an, aber im Regelbuch ist diese Neuerung sehr gut erklärt und auch nach ein bisschen Übung erlernt. Einzig die nun entstehenden Diskussionen über Grenzfälle („…aber der steht doch zu 51% in Deckung…“) stören etwas, aber die hat es vorher schon gegeben.

Ähnliche positive Neuerungen in der Schussphase sind die Einführung des möglichen Widerholungswurfes bei entsprechend hoher Ballistischer Fertigkeit (BF ab 6), sowie die Einführung der „Rennen“-Regel für Infanterie und Läufer. Ergänzt wird dieses Paket noch durch kleinere Neuerungen in den Waffenregeln: So wurde die Reglements für „Rüstungsbrechend“ entschärft und Explosivwaffen weichen in Zukunft immer 2W6 Zoll, abzüglich der BF, ab.

Allerdings gibt es auch eine negative Entwicklung: die Verteilung der Beschusstreffer auf einen Trupp mit unterschiedlichen Modellen (z.B. ein Space Marine Trupp mit einem Flammenwerfer, einem Plasmawerfer und einem Sergeant) ist mehr als umständlich geworden. Nun müssen mehrfache Verwundungen für einen Trupp nach einer komplexen Regelung auf die einzelnen speziellen Modelle umgesetzt werden. Wo früher für den ganzen Trupp allgemein gewürfelt wurde und der Besitzer die Opfer aussuchen durfte, wird das ganze Prozedere extrem kompliziert und in die Länge gezogen. Dies war nicht unbedingt nötig.

Weitere umfassende Regelneuerungen finden sich bei den Fahrzeugen. So wird nun klar definiert, wann ein Fahrzeug welche Waffen abfeuern darf. Außerdem ist für den Beschuss immer die Position der Waffen entscheidend, sowohl für die Reichweite, als auch für den Sichtbereich (dies könnte durch extreme Umbauten etwas ausgenutzt werden). Die entscheidende Neuerung findet sich aber im Beschuss gegen Fahrzeuge: wo es früher zwei Tabellen für den Fahrzeugschaden gab, existiert nur noch eine einzige auf der man würfelt. Das Wurfergebnis wird zusätzlich durch bestimmte Faktoren (z.B. Streifschuss oder Durchschlag der Waffe) positiv oder negativ beeinflusst (Streifschüsse können nun keine Fahrzeuge mehr vernichten). Durch diese Vereinfachung sind Fahrzeuge stabiler geworden und auch der Beschussablauf wurde sehr beschleunigt.

Zusätzliche Regeländerungen runden auch hier die Neuerungen ab: so ist es nun wieder möglich, andere Fahrzeuge spieltechnisch zu rammen und zu vernichten (ein sehr lustiges Gimmick), aber auch der Nahkampf gegen Fahrzeuge wurde vereinfacht (man trifft immer das Heck).

Die letzten größeren Änderungen betreffen die Szenarien und Missionen: Wo früher das Auslöschen des Gegners von Bedeutung war und Missionsziele meist nur zusätzliche Siegpunkte gaben, sind letztere nun (zumindest nach Regelbuch) von alleiniger Bedeutung. Es gibt zwar noch eine Mission, in der es um das Ausschalten des Gegners geht (jeder vernichteter/ Trupp/Fahrzeug gibt einen Punkt), aber in den anderen ist das Besetzen von Missionszielen für den Sieg entscheidend. So kann es durchaus passieren, dass man dem Gegner die komplette Armee wegschießt, dieser aber immer noch mit einem Modell das Missionsziel hält und dadurch gewinnt. Ein interessanter Zusatz in diesem Zusammenhang ist, dass nur noch Standard-Auswahlen einer Armee Missionsziele halten können. Die Zeiten der „zweimal-fünf-LasPlas-Alibi-Standards“ dürften damit nun endgültig vorbei sein. Eine durchwegs positive Neuerung, besonders für Turniere.


Fazit

Nach diesem kurzen Einblick in das neue Regelbuch, ist es nun an der Zeit meine persönlich Meinung wiederzugeben: ich bin durch und durch zufrieden mit ihm. Sowohl der Aufbau als auch die Qualität überzeugen mich. Es ist unglaublich leicht geworden jedes Regelproblem schnell zu lösen, da man zum einen den entsprechenden Passus sehr schnell finden kann und er zum anderen auch nicht unverständlich geschrieben ist. Verständlicherweise gibt es noch einige Übersetzungsfehler, die stellenweise zu Diskussionen führen könnten, aber das wird sich wohl spätestens mit den ersten FAQs erledigt haben.

Bezüglich der Regeln muss ich mich ebenfalls grundsätzlich positiv äußern. Die Neuerungen sind fast alle sinnvoll, oder benötigen nur eine kurze Umgewöhnungszeit. Einziges Manko ist hier in meinen Augen die bereits erwähnte Regelung mit der Beschussaufteilung, aber auch das wird sich wohl langsam einspielen. Natürlich gibt es noch andere Änderungen, als die, welche ich hier vorgestellt habe (z.B. im Nahkampf), aber ich möchte vermeiden, dass man das genaue Studium der Neuerungen nur aufgrund dieses Artikels nicht durchführt. Schlussendlich muss man sagen, dass die Einführung der neuen Edition eigentlich eine durchwegs gelungene Aktion gewesen ist.

Bezüglich der Kaufentscheidung für die Regelbücher würde ich folgendes raten: für komplette Neueinstiger reicht das kleine Regelbuch aus der Black Reach Box vollkommen, da es die Grundregeln zu Spielen enthält und gleichzeitig mit einem Haufen Figuren zu erwerben ist (kein großer Verlust, sollte einem das Spiel nicht gefallen). Für erfahrene Spieler und Hobbyisten würde ich dagegen das große Regelbuch empfehlen, da es durch die sehr gute Aufmachung und hochwertige Verarbeitung eine gute Investition darstellt.

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Kommentare

  • Also deine Kritik an der neuen Beschuss-Aufteil-Regelung kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde das wesentlich besser als vorher, da es einfach unglaubwürdig ist erst alle Bolterschützen zu erledigen bis dann doch irgendwann der Sergeant und die Kerle mit den schweren Waffen drankommen. Bei wenigen Schüssen kann der Beschossene zwar immer noch seine „minderwertigen“ Miniaturen vorschieben, aber ab einer gewissen Anzahl muss eine Verwundung eben auch mal auf ein wichtigeres Modell gelegt werden und wenn dann gerade dieser Wurf versaut wird, freut sich der Gegner, dass er Glück hatte. *gutfind*

  • Ich finde wiederrum die Kritik geht nicht weit genug, denn die neuen Beschußregeln machen Situationen Möglich, in denen Beschuß mit mehr Waffen weniger schaden anrichtet. Beispiel:
    Ein 5er Trupp Termis hat 3 Verwundungen mit DS 2 und 8 ohne DS. Ein schlauer SPace Marine Kommandant würde in diesem Fall einen DS 2 Treffer auf Termi 1 geben und den anderen 4 Termis welche ohne DS. Der 2. DS 2 Treffer geht nun wieder auf Termi 1, die übrigen bekommen die restlichen VErwundungen ohne DS. Der letzte DS 2 Treffer geht wieder auf Termi 1. Folge: Termi eins stirbt wahrscheinlich mehrmals, die anderen verlieren nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung 1 Modell. ALso 2 tote Termis.

    Hätte es keine Schüße ohne DS gegeben, hätten 3 Termis ihren Rüstwurf nicht bekommen, der Schaden wäre also der selbe.

    Nach dem gleichen Prinzip kann es sogar Situationen geben, bei denen der einsatz von mehr Waffen zu weniger Schaden führt. Das darf nicht sein.

    Außerdem ist die Regellung für Killpoints nicht fair. Ein Imperialer mit vielen Trupps wird niemals einen Marine besiegen können, selbst wenn er ihn von den Siegespunkten haushoch überlegen ist.

    Meiner Meinung nach macht das Regelbuch viel richtig und hat gute Ideen, jedoch gibt es Punktabzug für eine unüberlegte und schlampige Ausführung.

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