Review: The Horus Heresy – Burning of Prospero
GW veröffentlichte vor kurzem Horus Heresy: Burning of Prospero. Kann sie ebenso positiv überzeugen, wie die Box im Vorjahr? Wir prüfen das für Euch.
Auf einen Blick:
Produkt: Horus Heresy – The Burning of Prospero
Hersteller: Games Workshop
Material: Plastik
Preis: 125,00 Euro
Maßstab: 30mmReviewmaterial: von Fantasy Warehouse gestellt
2015 stieg Games Workshop aktiv in das Horus Heresy-Geschäft ein, das zuvor exklusiv die Tochter Forge World betreute. Unser Fazit zu Betrayal at Calth (Teil 1 hier, Teil 2 hier) war durchweg positiv, sei es nun für Einsteiger oder Altgediente. Mit Burning of Prospero legt das Nottinghamer Unternehmen 2016 nach. Erneut in Form eines Brettspiels im populären 30K-Setting, erwartet Käufer ein Berg aus Plastikminiaturen, Spielzubehör und mehr zum stolzen Preis. Dementsprechend nehmen wir Inhalt, Miniaturen und Spiel unter die Lupe. Auch diesmal achten wir darauf, ob das neue Set für Neulinge und Veteranen gleichermaßen geeignet ist.
Der Inhalt
Wer auch nur eine der mittlerweile zahlreichen Großboxen GWs aus den vergangenen Jahren geöffnet hat, ist auf den Anblick vorbereitet. Unmengen Miniaturbausätze und Spielmaterial füllen den Karton restlos aus. Das gilt auch in diesem Fall. Käufer erhalten die folgenden Komponenten:
- 30 Space Marines in MK III Servorüstung: Die Gussgrate enthalten Plasmagewehre und -pistolen, Melta, Flammenwerfer, Schwere Bolter, Energiefäuste und -Klauen, Energieschwerter, einen Energiehammer, Kettenschwerter, Boltpistolen und Bolter.
- 5 Terminatoren in Tartaros-Rüstung: Die Gussgrate enthalten einen Plasmablaster, eine Zwillingsmaschinenkanone, einen Granatenharnisch, einen Schweren Flammenwerfer, einen Volkite Culverin, Kombibolter, Energiefäuste, ein Energieschwert und Energieklauenaufsätze für die Fäuste.
- 5 Adeptus Custodes in Servorüstung: Enthalten sind ein Banner, die berühmten Speere der Custodes, sowie die Variante aus Breitschwert und Schild und Dolchen.
- 5 Sisters of Silence mit Langschwertern, Boltern und Flammenwerfern.
- Ahzek Ahriman
- Geigor Fell-Hand
- Ein 16-seitiges Hintergrundbuch: Die Schlacht von Prospero
- Ein 32-seitiges Buch mit Regeln und 6 Szenarien
- 5 doppelseitige, vollfarbige Bodenpläne
- Ein 15-teiliges Kartenset für Psikräfte
- 36 Warp-Energie- und Willenskraftkarten
- Eine Bauanleitung für die enthaltenen Miniaturen
- Diverse Marker und 24 Würfel
Die Einzelteile
Wer in der letzten Zeit Bausätze von GW gebaut hat, weiß, wie hoch das Niveau der Plastikbausätze heutzutage ist. Burning of Prospero unterstreicht dies auf eindrucksvolle Weise. Bereits die Standard-Marines weisen nicht nur tolle Gussqualität, sondern auch viele Möglichkeiten beim Zusammenbau auf. Hinzu kommt die große Menge an Bitz, die in den Gussrahmen enthalten sind. Einziges, kleines Manko: Spieler können die Marines können zwar alle mit Kettenschwertern ausrüsten, jedoch lassen sich diese nur an der Hüfte der Modelle anbringen. Hände mit eben diesen Waffen müssen Nahkampf-Fans selbst umbauen.
Noch besser als die Marines wirken die Modelle der Custodian Guard. Allein der Turmschild der Leibwache des Imperators ist beeindruckend. Doch auch die Rüstungen der in Gold gehüllten Krieger ist ein weiterer Hingucker. Ein Easteregg für Heresy Fluff-Fans: Einer der mitgelieferten Köpfe hat große Ähnlichkeit mit dem Custodes Captain-General Constantin Valdor.
Kritiker äußerten im Vorfeld Bedenken, dass die Custodes zu stark an die Stormcast Eternals von Warhammer Age of Sigmar angelehnt seien. Alteingesessene Fans des 40K-Hintergrunds wissen jedoch, dass die Leibgarde bereits in frühen Darstellungen den Look der neuen Miniaturen hatte. Abgesehen von den fehlenden roten Mänteln und Waffenröcken haben sich die Designer also sehr an den Vorlagen orientiert.
Die Meisterstücke der Box sind jedoch die beiden enthaltenen Charaktere. Ahriman und Geigor sind liebevoll designte und mit vielen tollen Details versehene Miniaturen. Insbesondere bei ersterem fallen subtile Parallelen zu seiner 10.000 Jahre älteren Iteration als Hexenmeister der Thousand Sons auf.
Die Spielpläne entsprechen der hohen Qualität anderer Brettspiele von Games Workshop, in Hochglanz gedruckt auf dicke, stabile Pappe.
Die beiden Bücher sowie die Karten sind im Design an die Horus Heresy Forge World-Produkte angelehnt. Störend fällt uns dabei lediglich die Mischung aus deutscher Sprache und englischen IP-Begriffen auf. Dieser Trend, den das Unternehmen vor einigen Jahren einführte, durchbricht den Lesefluss des sonst stimmigen Texts. Die Übersetzung selbst liest sich, abgesehen von diesem Marketing-Eingriff, dennoch gut.
Zusammenbau
Generell sei gesagt: Der Zusammenbau der Miniaturen ist für erfahrene Bastler mühelos, insbesondere mit der gut strukturierten Anleitung. Das geringe Maß an Gussgraten, clever positionierte Gusskanälen und geschickter Aufteilung der mehrteiligen Kits sollte für jeden Hobbyisten eine positive Erfahrung sein. Wer beispielsweise in der letzten Zeit einige der älteren GW-Bausätze in der Hand hatte, stellt schnell fest, dass die Jungs und Mädels aus Nottingham reichlich an Knowhow hinzugewonnen haben.
Völlige Hobbyneulinge jedoch könnten von der Menge an Bausätzen und Einzelteilen überfordert sein. Insbesondere wenn wir von Einsteigern im jungen Teenager-Alter reden, könnte die Box zu viel des Guten sein. Die einfache Snapfit-Variante der kommenden Battle for Vedros-Sets dürfte einen besseren Einstieg bieten.
Das Spiel
Auch Burning of Prospero besteht aus mehr als nur Miniaturen. Die enthaltenen Brettspielregeln orientieren sich dabei stark an denen der Calth-Box vom letzten Jahr, mit leichten Variationen. So besteht eine Runde aus vier Phasen: der Enumerationsphase (Psi-Phase), Bewegung, Angriff und Nachbereitung.
Die Psi-Phase stellt dem Spiel ein eigenes Karten-Minispiel voraus, bei der Thousand Sons- und Space Wolves-Spieler jeweils bis zu drei Karten von ihrem Deck (Psikräfte und Warp-Energie für Thousand Sons, Willenskraft für die Söhne des Russ). Beide Parteien haben die Wahl, weniger als drei Karten zu ziehen, da diese auch negative Auswirkungen auf das gewünschte Ergebnis haben können. Es handelt sich also um ein reines Glückselement.
Die Bewegungsphase lässt Spieler zunächst über die Initiative entscheiden, danach können die meisten Einheiten bis zu zwei Felder weit auf dem Spielfeld bewegt haben. Der Sieger des Initiative-Wurfs bewegt seine Einheiten zuerst, der Unterlegene bewegt sich an zweiter Stelle.
In der Angriffsphase wechseln sich dann beide Seiten ab. Hier dürfen Spieler schießen oder den Nahkampf wählen. Der Standardangriff sowie die Verteidigung bestehen aus einem W6. Ausrüstung der Miniaturen kann einen der verfügbaren Würfel jedoch zu einem höheren Würfel (Beispiel: Custodes-Rüstung wirft einen W8) aufwerten. Die Zahl der Angriffswürfel entscheidet sich durch die Menge der Angreifer, der Verteidiger bekommt ungeachtet der Anzahl eigener Modelle immer genau so viele Verteidigungswürfel wie Angriffswürfel verwendet wurden. Diese Würfe handeln die Spieler der Höhe nach ab, wobei der höchste Angriffswürfel automatisch dem höchsten Verteidigungswürfel zugeordnet wird und so weiter. Angriffe über einer 6 sind kritische Treffer und verursachen doppelten Schaden. Nicht geblockte Angriffswürfe erzeugen 1 Schadenspunkt. Übersteigen die erzielten Schadenspunkte dem Widerstandswert der Zieleinheit, entfernt der Verteidiger diese. Der Kampf ist in seiner Grundform also recht simpel.
Zu guter Letzt mischen Spieler die Warp- und Willenskraftstapel in der Nachbereitung neu und entfernen etwaigen Schaden von nicht getöteten Miniaturen.
Die Szenarien des Spiels geben in erzählerischer Form die Gefechte in Prosperos Hauptstadt Tizca wieder. In den Szenario-Beschreibungen finden Spieler alle Informationen zu Aufstellung, verwendeten Einheiten und Psi-Kräften. Zusammen bilden sie eine kleine, erzählende Kampagne der Jagd von Geigor nach den Hexern der Thousand Sons.
Fazit
An wen richtet sich das Set also? Und lohnt es sich für Einsteiger wie auch Veteranen? Im Grunde lässt sich für uns ein ähnliches Fazit wie zur Calth-Box treffen. In Bezug auf Modelle richtet sich Burning of Prospero klar an aktive Hobbyisten. Sei es nun, weil sie Horus Heresy-Streitmächte erweitern oder aufbauen wollen, bestehende 40k-Armeen um neue Modelle aufstocken oder um Nicht-Hobbyisten einen einfachen Einblick in die Welt des Tabletops zu geben. Wichtig ist jedoch, dass die Zielgruppe sich bereits in einem wesentlichen Punkt einschränkt, aber auch für die Horus Heresy-Reihe im Allgemeinen gilt: Es geht um Space Marines! Wer mit den Vorzeigehelden Games Workshops nicht warm wird, kann Burning of Prospero getrost ignorieren.
Das enthaltene Spielsystem selbst verfolgt einen ähnlich simplen Ansatz wie Claymore Saga und HeroQuest. Glück und Kurzweil stehen über taktischem Geschick oder gar Armeezusammensetzung. Dennoch bietet das eigentliche Spiel innerhalb der Szenarien ausreichend Spieltiefe, um für einige Abende Spaß zu sorgen. Dennoch bleibt bei uns das Gefühl, dass die Zielgruppe klar auf Marines-Fans ausgerichtet ist, die bereits als Hobby-Fans etabliert sind. Denn die über 40 Miniaturen sind für völlige Neulinge doch reichlich komplex, das Spiel mit 6 Szenarien recht knapp bedacht.
Wer jedoch Fluff- und Marine-Liebhaber gleichermaßen ist, dürfte seine wahre Freude mit dem Spiel haben. Denn die Box bietet zahlreiche Highlights, angefangen beim Hintergrund, dem Ende von Prospero. Obendrein liefert Games Workshop das erste Charaktermodell für die Horus Heresy in Plastik, bislang eine reine Forge World-Domäne. Damit nicht genug, sehen wir zum ersten Mal offizielle Custodes- und Sister of Silence-Modelle. Diese waren, zusammen mit (Plastik-)Miniaturen der Primarchen lange Zeit ein Wunschtraum vieler Fans des Hintergrunds.
Ein kleiner Kritikpunkt mag die starke Diskrepanz in der Gestaltung der Marines sein. Zumindest im Kontrast zu den beiden enthaltenen Charakteren sticht dies besonders hervor. Geigor insbesondere ähnelt eher dem Look „zeitgenössischer“ Space Wolves, anstatt dem reduzierten Look des 30K-Hintergrunds. Im Gesamtkonzept des Spiels macht diese Aufmachung jedoch Sinn, können wir doch davon ausgehen, dass die Mark III-Rüstungen 2017 als universelle Einzelsets ihren Weg in die Läden finden.
Dass die Box, wie ihre Vorgänger auch, ordentlich Inhalt für’s Geld bietet, liegt beinahe auf der Hand. Für 30K-Einsteiger schneidet die Calth-Box jedoch einen Hauch besser ab. Durch den enthaltenen Contemptor und universell einsetzbare Charaktere lieferte Games Workshop genug leere Leinwand, um jedem Marine-Geschmack entgegenkommen zu können. Custodes und Sisters hingegen sind eindeutig Modelle für Loyalisten-Spieler, die beiden Charaktere auch klar als der jeweiligen Legion zugehörig erkennbar.
Burning of Prospero bleibt aber eine schöne Erweiterung des Großboxen-Konzepts und zielt scheinbar mehr auf Fans des Hintergrunds ab. Diese sollten jede Menge Spaß mit den enthaltenen Modellen haben, das eigentliche Spiel dient in diesem Fall wirklich eher als Gimmick, um beispielsweise den Nachwuchs über die bevorstehenden Feiertage ans Hobby zu führen.
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