Review: Tyraniden Codex 5. Edition
Nicht ganz so lange wie die Space Wolves, aber immerhin 5 Jahre mussten die Tyraniden Spieler warten bis ihr dünnes Codex-„Heftchen“ abgelöst wird. Aber ist der Schwarm noch der Schwarm?
Der erste Eindruck
Den Sprung von 64 auf 96 Seiten merkt man deutlich. Nicht nur wurde der Hintergrund deutlich aufgestockt, so dass man wieder die Möglichkeit hat sich intensiv mit der Historie, Entwicklungen und Eigenarten der Tyraniden zu beschäftigen, sondern auch das Bestiarium ist ausführlich in dem die jeweiligen Tyranideneinheiten erklärt werden.
Auch finden sich wieder ein guter Mix aus altem und neuem Artwork und zur besseren Lesbarkeit wurde auf einen gestalteten Hintergrund verzichtet, was den gewünschten Effekt erzielt.
Nach dem ersten Überfliegen des Codex fallen einem die vielen neuen Einheiten auf und der starke Zuwachs an monströsen Kreaturen. Wer sich den Release der Tyraniden angesehen hat, dem fällt auch direkt der große Plastikbausatz des Trygon / Morgon ins Auge, der den Sprung von der Forge World Miniature aus Imperial Armour bzw. Apokalypse ins reguläre Warhammer 40.000 geschafft hat. Ein paar der neuen Einheiten besitzen (noch) keine Miniaturen, ob man damit die Umbauten der Spieler anregen oder sich eine Hintertür für Forge World offen halten möchte (Siehe Donnerwolf Kavallerie der Space Wolves) ist noch nicht klar.
Neuerungen der Tyraniden
Es hat sich einiges getan bei den Tyraniden. Zum einen verfügen die Fernkampfwaffen der Tyraniden nun über eigene Stärkewerte und setzen sich nicht mehr mehr der Stärke des Trägers + Boni zusammen. Darüber hinaus wurde bei vielen Auswahlen das 0-1 aufgehoben, was insgesamt zu einer deutlich höheren Anzahl an monströsen Kreaturen in Armeen führen kann. Diese Einheiten sind im Schnitt aber auch deutlich teurer geworden.
Wie z.B. der Schwarmtyrant, der stärker im Nahkampf geworden ist (KG, A und S), dafür aber auch mehr als doppelt soviele Punkte kostet wie vorher. Sein Gefolge aus Tyrantenwachen ist ebenfalls teurer geworden. Neu dabei sind Schwarmwachen, eine abgeschwächte Variante der Tyrantenwachen als Eliteauswahl.
Keine HQ Auswahl mehr ist der Symbiarch, der nun als Symbionten Upgrade zu finden ist. Symbionten sind etwas günstiger geworden und weiterhin Kern, Ymgarl Symbionten sind nun als Eliteauswahl im Codex enthalten, allerdings etwas „abgeschwächt“.
Tyranidenkrieger sind nun eine Kernauswahl, stärker und kosten das doppelte an Punkten. Es gibt allerdings weiterhin die Möglichkeit einen Tyranidenkrieger als HQ aufzustellen, in Form des Alphakriegers, welcher dann über die Sonderregel Synapsenkreatur verfügt. Die Liktorenrotte ist weiterhin Elite, unterliegt aber nicht mehr der 0-1 Restriktion, ist günstiger geworden und verfügt über mehr Lebenspunkte.
Die Masse des Schwarms, Termaganten und Hormaganten sind günstiger geworden, mit kleineren Profilanpassungen. Absorberschwärme unterliegen jetzt ebenfalls Instinktivem Verhalten, daher auch der niedrigere Moralwert. KG und BF wurden angeglichen.
Bei den Sturmauswahlen finden sich weiterhin alte Bekannte, wie z.b. die Venatoren, die ein größeres Lebenspunktepolster und zusätzliche Sonderregeln zur Aufstellung / Nahkampf erhalten haben. Bei den Gargoyles sind die Punktkosten halbiert worden, die Mindestgröße leicht angehoben.
Die Sporenminen wurden vereinfacht, es gibt nur noch 1 Typ für annähernd gleiche Punkte wie vorher.
Zoantrophen sind nicht jetzt Elite und ebenfalls nicht mehr auf 0-1 beschränkt. Ein gutes Stück teurer geworden, aber die Psikräfte der Tyraniden sind trotz der mehrfach abgeschwächten Reichweiten deutlich heftiger geworden. Vor allem Armeen mit niedrigem Moralwert sollten sich vor dem Mentalen Schrei in Acht nehmen. Das Repertoire an Psikräften wurde aufgestockt und in den Formulierungen an die 5. Edition angepasst.
Carnifexe sind fast doppelt so teuer geworden und in einem normalen Armeeorganisationsplan könnten jetzt insgesamt 9 Stück untergebracht werden.
Biovoren sind annähernd unverändert geblieben.
Zu den „Neuankömmlingen“ im neuen Codex gehören diese Einheiten;
Eine neue Eliteauswahl, Toxotrophen. Sehen aus wie eine Kreuzung aus Cthulu und Liktor und verfügen über Giftattacken im Nahkampf. Ebenfalls eine Elite Auswahl sind die Pyrovoren, das Flammenwerfergegenstück der Biovoren.
Im Sturm neu dabei die geflügelten Varianten der Tyranidenkrieger und Absorberschwärme. Außerdem ein großes geflügeltes Monster, die Harpye, welches man sich als einen fliegenden Trygon vorstellen kann. Eine neue Option für viele Tyranideneinheiten sind die Landungssporen, Landungskapseln mit einer Kapazität von 20 Einzelmodellen bzw. 1 monströsen Kreatur, nicht zu unterschätzen. Den Sprung aus dem Imperial Armour und Apokalypse Buch hat der Trygon mit der Zweitvariante Morgon geschafft, ein riesiges Klauenbewertes Monster, mit Fokus auf Nahkampf, obgleich dort der Trygon dem Morgon überlegen ist. Beide verfügen über Sonderregeln für unterirdische Angriffe, mit denen sie irgendwo auf dem Spielfeld aus dem Boden brechen können, im Falle des Trygons können weitere Infanterieeinheiten der Tyraniden durch diese Löcher in die Schlacht gebracht werden.
Weitere monströsen Kreaturen sind der Tervigon und der Tyranofex. Während der Tervigon als HQ Auswahl, Termaganten ausbrüten kann und dem Brainbug aus Starship Troopers ähnelt, ist der Tyrannofex ein laufender Belagerungspanzer, die als monströse Variante der Bio- / Pyrovoren bezeichnet werden kann. Klingt beim ersten lesen sehr heftig, aber z.b. beim Tervigon ist es so, dass dieser je Spielzug 3W6 Termaganten ausbrüten kann, allerdings bei einem Pasch seine Brutkapazität erlischt. Damit ist es eher schwierig große Einheiten zu generieren ohne direkt ein Pasch zu werfen. Es ist auch fraglich, ob diese Einheit seine Punkte einholt.
Legendäre Kreaturen der Tyraniden
Nach dem in der 4. Edition keine besonderen Charaktermodelle enthalten waren, bringt man ein paar der alten Bekannte in der 5. Edition zurück in den Codex.
- Schwarmherrscher
- Einauge (3. Edition)
- Nemesis von Malan’tai
- Todeshetzer (Medusa V Kampagne)
- Parasit von Mortrex
- Ymgarl Symbionten
Ähnlich der Regelung im neuen Space Marine Codex, sind diese Auswahlen nicht auf bestimmte Schwarmflotten beschränkt. Darüber hinaus wurde die alte Regelung, dass man sich über besondere Charaktermodelle abstimmt komplett gestrichen. Mittlerweile dürfen diese Modelle ganz normal in die Armee aufgenommen werden.
Das Thema besondere Charaktermodelle ist ein leidiges Thema, da im Codex leider nicht vermittelt wird, dass man nicht für jedes Scharmützel 3 legendäre Einheiten aufstellen sollte. Die Profilwerte sind ähnlich wie die Punktekosten sehr aufgepumpt, sind vom Balancing aber eher fragwürdiger Natur.
Showcase & Hintergrundsektion
Wie im ersten Eindruck bereits angesprochen, der Hintergrund fällt sehr üppig aus. Man findet Zeittafeln und viele Informationen, wie z.B. zur Schwarmflotte Naga oder Schwarmflotte Gorgon.
Im Farbteil, der sich über die üblichen 16 Seiten ausbreitet, finden sich viele hochqualitative Bilder, die eine einheitliche Tyranidenproduktpalette zeigen. Man sieht den älteren Miniaturen kaum an, dass diese schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Es werden zwar verschiedene Farbschemata gezeigt, allerdings wie bereits im Space Wolves Codex zu bemängeln, gibt es auch hier keinen Hobbyteil, in dem die Farbschemas erläutert werden.
Sicherlich wird es hier Artikel auf der GW Homepage oder im White Dwarf geben, allerdings wäre es wünschenswert wenn man zumindest grundlegende Informationen mit in den Codex packen würde. Für Neueinsteiger wäre dies sehr hilfreich, da man alles in einem Buch in der Hand hat und sich neben den Malplatz das Buch legt als ständig zum Bildschirm rennen zu müssen.
Die Farbschemen werden dominiert von den Schwarmflotten Leviathan, Weiß mit Dunkelblau, und Bememoth, Rot mit Schwarz. Hier hätte man etwas mehr Vielfalt zeigen können und auch „Exotisches“ zeigen können.
Fazit
Robin Cruddace, der auch den Codex der Imperialen Armee geschrieben hat, hat den neuen Tyraniden Codex sehr schlagkräftig gestaltet. Sicherlich sind viele der großen Kreaturen teurer geworden, dafür wurde aber auch der Kern günstiger. Als Tyranidenspieler hat man nun zwar die Qual der Wahl bei vielen Auswahlen, aber man wird wenig Probleme haben den meisten Gegnern Druck machen zu können. Der hohe Kostenpunkt kombiniert mit der Möglichkeit mehr monströses aufzustellen, schließt sich ein wenig gegenseitig aus. Beispielsweise bei Carnifexen kann man nun bis zu 9 Stück aufstellen, was bei einer 2.000 Punkte Liste annähernd 3/4 der Gesamtpunkte ausmachen würde. Es ist also fraglich, ob das Konzept des Nidzilla sich weiter durchsetzt, da man wie gesagt zwar Zugriff auf mehr große Tyraniden hat, diese aber auch teuer bezahlen muss.
Aus der klassischen Nahkampfarmee der früheren Editionen ist eine gefährliche Allrounder Armee geworden, die ihre Überlegenheit durch Schnelligkeit und auch Beschuss darstellen kann. Die gesenkte Initiative und die Tatsache dass es kaum Rettungswürfe in der Liste gibt, machen die Tyraniden aber gegen bestimmte Gegner recht anfällig. Während man sich bisher der offenen Konfrontation mit den starken Nahkampfeinheiten stellen musste, stellen die neuen Optionen durch Unterirdische Angriffe / Flankenangriffe eine ganz neue Herausforderung da.
Die Tyraniden bleiben damit ein unangenehmer Gegner, die durch weitere Optionen verstärkt wurden. Games Workshop dürfte mit dem neuen Codex, der Beliebtheit der Schwarmflotte keinen Abriss tun, im Gegenteil viele Spieler werden diesen als Grund ansehen, eine alte Armee wieder auszupacken oder eine neue zu beginnen.
Link: Games Workshop
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