von Stahly | 17.11.2009 | eingestellt unter: Reviews

Review: Privateer Press Formula P3 Colors (Teil 1)

Während die meisten Hobbyisten hauptsächlich Farben von GW und Vallejo verwenden, ist ein Blick über den Tellerrand sicher nicht verkehrt. Die von Bemalgenie Mike McVey entwickelte Farbreihe P3 von Privateer Press enthält 72 hochqualitative Acrylfarben und Inks, die sich hervorragend dazu eignen, die eigene Farbensammlung zu ergänzen. Daher habe ich für dieses aufwändige Review die interessantesten Farben herausgepickt und stelle sie mit umfangreichen Farbmusterkärtchen vor, damit ihr sie bestmöglicht in eure Farbpalette integrieren könnt.

Die Formula P3 Reihe von Privateer Press umfasst 59 Farben, 9 Metallics, 6 Inks, 2 Washes und einen Acrylverdünner. Die Farbpalette wurde von Mike McVey designt, der während seiner Zeit bei Games Workshop schon deren erste Farbserie betreut hatte (zur Zeit der sechseckigen weißen Flip-Top-Fabtröpfchen, bevor die Farbreihe im schwarzen Schraubverschluß erschienen ist). Die Farben werden vom gleichen englischen Hersteller (HMG Paints Ltd.) produziert wie die alten GW-Töpfchen mit dem weißen Flip-Top-Verschluss. Übrigens produziert die Firma auch noch viele der alten GW-Farbtöne unter dem Namen Coat’d’Arms, sowie die Foundry Farbreihe, und dem Aussehen nach zu urteilen auch die neuen Pigmente von Forgeworld.

p3_paint_rackDie Palette

Betrachtet man sich die Farbpalette, fallen einem einige Parallelen zur GW Palette auf. Die Farben sind mehr oder weniger lose gruppiert, im Gegensatz zum Triaden-System von Foundry oder Pegasus/Reaper. Für die vier Hauptfraktionen in Warmachine gibt es einige extra gekennzeichnete Farbpaare, gekennzeichnet mit „Base“ und „Highlight“, zum Beispiel Cygnar Blue Base und Cygnar Blue Highlight. Jedoch scheinen diese mit der im Studio verbreiteten Methode des Überblendens im Sinn entwickelt worden zu sein, da beide Töne immer ziemlich weit auseinanderliegen. Für die Schichttechnik sollte man einen Zwischenton mischen, da der Übergang sonst zu abrupt wirkt. Das finde ich unkomfortabel.

Ansonsten scheint man bewusst einige Farbtöne in die Palette aufgenommen zu haben, die man von GW/Vallejo so nicht kennt – eine komplette Reihe Türkistöne, Warmgrautöne, sowie einige Oliv- und Grüngrautöne. Auch die Fleischtöne sind interessant, es gibt einige unübliche Metallic-Töne und, wer es braucht: ein türkises Ink.

Eher wenig gut abgedeckt finde ich die Blautöne, um die Palette abzurunden hätte mir noch ein etwas weniger grelles Blau vom Schlage Mordian Blue/Ultramarine Blue gefallen, auch die Grüntöne wirken etwas unstrukturiert und im Orange- und Gelbbereich sowie im Grüngraubereich liegen mir einige Töne etwas zu nah beieinander. Auch vermisse ich wie oben angesprochen einige Zwischentöne.

Eigenschaften

Ein Töpfchen enthält 18 ml und kostet etwa 2,90 Euro bis 3 Euro, liegt also preislich zwischen Games Workshop und Vallejo. Die verwendeten Töpfe sind den alten GW-Töpfen sehr ähnlich. Das heißt: absolut luftdich verschlossen, jedoch neigt das dünne Plastikgelenk zum Brechen. Die Inks sind in Fläschchen mit Tropfenzähler erhältlich. Die Farbe an sich kommt in einer hervorragenden Konsistenz, etwas dicker als Citadel Farben, eher smooth wie Vallejo, ohne aber wie manche Vallejo-Farben so wässrig zu sein. Bei meinen ca. 20 Töpfchen war die Konsistenz nach kurzem Schütteln immer perfekt. In einigen Foren ist mir zu Ohren gekommen, dass sich die Metallicfarben manchmal in schlechter Konsistenz befänden, ein Problem, was mir von den alten GW Farben bekannt vorkommt. Bei meinen beiden Goldtönen war auch etwas längere Schüttelarbeit angesagt, aber noch im vertretbarem Rahmen. Beachtet dazu auch diesen Hobbytipp.

Privateer Press wirbt mit einem flüssigen Pigment, das sich sehr gut verdünnen lässt, ohne zu seperarieren. Und in der Tat, die Farbe nimmt Wasser sehr gut auf. Ein kleiner Tropfen Wasser lässt die Farbe gut vom Pinsel fließen, die Deckkraft ist bei den meisten Farben beeindruckend hoch. Zwar nicht ganz auf Foundation Niveau, dafür neigt die Farbe aber auch nicht zum Klumpen. Getrocknet hat die Farbe einen leichten Seidenglanz, minimal glänzender als bei den Mitbewerbern, aber nicht weiter störend und nach abschließender Lackierung eh egal.

Nun wollen wir uns mal ein paar interessante Farben ansehen. Dazu habe ich Farbmuster mit einigen sinnvollen GW oder Vallejo-Farben zum Vergleich vorbereitet. Beachtet bitte, dass dies nur ein Richtwert darstellen kann, da normale Monitore keine 100%ige Farbverbindlichkeit liefern und auch beim Scannen und bearbeiten leichte Farbverfälschungen auftreten. Und auf schwarzer Grundierung sieht eh alles noch einmal anders aus. Trotzdem solltet ihr anhand der Vergleichsfarben, die ihr ja zum Teil sicher auch in eurer Sammlung habt, ein gutes Gefühl für die Farbe entwickeln können.

Fleischfarben

Die Fleischfarben sind sicherlich mit das Aushängeschild der Formula P3. Während ich die GW Fleischfarben schon immer sehr unnatürlich, da sehr knallig und orange bzw. gelblich fand, eignen sich die P3-Töne sehr gut, um kaukasische Haut darzustellen. Die drei Farben Khardic Flesh, Midlund Flesh und Ryn Flesh sind sehr gut aufeinander abgestimmt, sodass man keine Zwischenschritte mischen braucht. Die Farben sind eher dünn in der Deckkraft, was aber softe Akzente ermöglicht. Dazu würde ich noch VGC Pale Flesh als letzten, sparsamen Akzent empfehlen, diese Farbe eignet sich dafür perfekt. Auch GW Ogryn Flesh kann man gut zum Tuschen verwenden.

p3_flesh

Türkis

Als Ergänzung zu GW Falcon Turquoise habe ich mir zum Akzentuieren Arcane Blue und zum Schattieren Coal Black besorgt. Coal Black ist ein sehr dunkles Türkisblau. Es ist deutlich dunkler als Falcon Turquoise, daher sollte man sich entweder noch einen Zwischenschritt mischen oder sich direkt auf P3 mit den Zwischentönen Trollblood Base und Meridius Blue verlagern. Arcane Blue lässt sich gut weiter mit GW Space Wolves Grey akzentuieren oder mit Weiß aufhellen.

p3_turquoise

Warmgrau

Die Farben Bastion Grey und Trollblood Base eignen sich sehr gut als Highlights für GW Charadon Granite. Warmgrau finde ich generell sehr nützlich, wenn man seine Farbpalette realistischer halten möchte, da ein neutrales Grau in der Natur kaum vorkommt. Trollblood Base könnte man weiter mit Dheneb Stone akzentuieren, wobei Dheneb aber doch noch einen Tacken wärmer ist. Daher wäre es eventuell klüger, Trollblood Base mit einem Off White wie VGC Off White oder P3 Menoth White Highlight aufzuhellen.

p3_warmgrey

Aufgrund des Umfangs des Reviews folgt der zweite Teil hier.

Stahly

Stahly, Hobbyredakteur und leidenschaftlicher Sammler und Bemaler. Seit 1997 im Hobby. Erstes Tabletop: Warhammer 40k. Aktuelle Projekte: Skaven, Eldar und Ultramarines. Zusammen mit Sigur und Garfy führt er den Projektblog: http://taleofpainters.blogspot.com/

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Kommentare

  • Ja, besonders die Farbtafeln sind aeusserst hilfreich.
    Wollt ihr die nicht mal zu einem Download oder so zusammenfassen?

  • Ich finde diese Farb-Review auch ungeheuer praktisch, freue mich schon auf nächsten Donnerstag. Würde ebenfalls ein PDF-Download begrüßen, sowie eine ähnliche Review zu den Foundry-Farben… 🙂

  • wie es der Zufall so will, habe ich Vorgestern erst alle meine Farben auf Vordermann gebracht, sprich mit Wasser verdünnt, durchgerührt usw – vor allem bei den Farben, die schon länger standen.
    Was mir auffiel war, dass die GW Farben immer schlechter wurden um so neuer sie sind. Die neuen sind net so dolle, trocknen schnell ein, verklumpen usw. Die mit dem Schraubverschluss schon besser, aber die Uraltpötte von GW mit dem 6-Eck- Pötten und dem weißen Klappdeckel sidn immer noch 1A.
    Wußte das Mike McVey damals daran gearbeitet hatte, das die P3 insgesamt recht gut sein sollen, aber das Mike McV an denen mitgebastelt hat bzw an der Herrstellung beteiligt ist…. wirft ein anderes Licht darauf. Also kann man ja davon ausgehen, dass die ähnlich der ganz alten GW Farben sind (liest sich ja auch so aus dem Text) was für mich ein absolutes Kaufargument wäre

    Hoffe am Donnerstag steht auch wieder eine Bezugsquelle im Text.

    Ansonsten sind die Hobbyartikel im allgemeinen und über die Farben im besonderen sehr hilfreich bzw gut geschrieben

  • Danke für das Review.
    Der Test der Hautfarben ist schonmal sehr interessant und ich bin gespannt, was der Test der Cremefarben und Metallics ergibt.
    Die Metallfarben von Vallejo sind meiner Meinung (und wie ich so lese nicht nur meiner Meinung) nach ziemlicher Murks, die von GW schon besser, aber ich sehe durchaus noch Spielraum nach oben.

  • Also die Goldfarben von Vallejo sind allesamt viel besser deckend als die Goldfarben von GW (mein letztes Gold stammt noch aus der Zeit der schwarzen Schraubverschlüsse, aber glaub nicht, dass sich das geändert hat). Silber hatte ich von Vallejo noch nicht, da die von GW eigentlich keine Wünsche offenlassen, außer vielleicht dass sie sich recht leicht abreiben.

  • Das Review ist in der Tat recht hilfreich.
    Gerade die Grautöne sind eine echte Lücke und mehr Metallictöne sind selten verkehrt. Der Hersteller macht gute Farben, dass sieht man bei den alten GW und Coat d’Arms farben. Vielleicht kommt so dann doch noch mal ein Produkt mit dem Aufkleber von Privateer Press ins Haus. 🙂

  • Danke schonmal für das tolle Review.
    Wäre toll, wenn du auch mal die Inks und Washes unter die Lupe nehmen könntest.
    Für mich hört sich das Türkise Ink ehrlichgesagt interessant an, da meine Tyraniden Bases mit Sudseeflair bekommen, also leicht eingefärbten Wassereffekt. Soweit der Farbton passt, wäre das Ink da natürlich sehr hilfreich, da sich das deutlich besser mischen lässt als mit der relativ dicken GW-Farbe.

  • Ich hab ein Gold von P3 und das deckt nicht mal wenn man es wirklich ein paar cm dick aufträgt… das ist echt die größte Murksfarbe die ich je an meinem Pinsel hatte… ansonsten malt ein Kollege öfter damit und ist mit den normalen Farben sehr zufrieden… werd wohl auch nochmal die ein oder andere Farbe ausprobieren.

  • @stahly
    Mein Problem mit den Vallejo-Metallics ist, dass die viel zu schnell trocknen, selbst mit Verdünner.
    Das Gold deckt allerdings besser, da hast du recht.

  • @Der Ahnungslose
    Im Moment deckt meine Privatsammlung mit den Tuschen von GW und den Inks von Vallejo Game Colour alle meine Wünsche ab, deswegen ist ein Kauf von P3 Inks bei mir nicht geplant, da müsstest du selbst mal testen. Ich hab allerdings noch einige der ganz alten GW Inks vom gleichen Hersteller, die waren ganz ok.

    @Emperor Norton
    Das Problem würde ich jetzt aber eher den Silbermetallics von GW zuschreiben, die Trocknungszeig von den Vallejo Dingern hat mich bisher nicht gestört… hm.

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